Buteyko-Atmung oder LLB
- Marc
- 13. Okt. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Einführung
Dass Atemtechniken unseren Körper beeinflussen können, ist den meisten Menschen bekannt. Besonders die Vorteile der Wim Hof Atmung ist ein aktuelles Phänomen, da es inzwischen gut erforscht ist und auch von vielen erfolgreich angewendet wird. Diese Methode findest du in diesem Blogbeitrag (Wim Hof Atmung).
Aber geht es nicht noch einfacher? Die Frage ist eher, was ist der Effekt, der die positive Wirkung auslöst?
Natürlich geht es bei der Wim Hof Atmung um mehr, als "nur" um die Atmung selbst. In diesem Beitrag geht es mir aber darum den bekannten Bohr-Effekt gezielt zu nutzen, der auch bei der Wim Hof Atmung wohl eine wichtige Rolle spielt.
Inspiriert von Internetfunden teile ich nun hier das "LLB - low level breathing". Das heisst so viel wie "niedrig schwelliges Atmen". Später fand ich heraus, dass ein ukrainischer Arzt namens Buteyko sich offenbar die gleichen Gedanken gemacht hat. Deshalb der gemischte Titel dieses Beitrags.
LLB wird deinen Körper entspannen und dein Gewebe tiefer mit Sauerstoff versorgen. Beide Faktoren haben einen positiven Einfluss auf Regenerationsfähigkeit, Vitalität, Leistungsfähigkeit, sowohl geistig, wie auch körperlich. Zudem ging Buteyko davon aus, dass das vegetative Nervensystem stimuliert wird. Also ähnliche Ergebnisse wie sie bei der Wim Hof Atmung erhofft werden. Probiers aus!
LLB anwenden
Setz dich bequem hin, entspanne dich und atme langsam durch die Nase ein und aus.
Atme flach und ruhig ein, als würdest du nur in die obere Brust atmen. Versuche, weniger Luft als gewöhnlich einzuatmen.
Nach jeder Ausatmung, halte deinen Atem für ein paar Sekunden an, bis du ein leichtes Bedürfnis verspürst, wieder zu atmen.
Atme dann ruhig und flach weiter. Wiederhole diesen Zyklus für 5 bis 10 Minuten.
Achte darauf, immer durch die Nase zu atmen und nicht tief oder schnell zu atmen. Ziel ist, das Atmen bewusst flacher und ruhiger zu machen.
Lasse also deinen Atmen fliessen und atme nur so wenig ein, dass der Körper immer wieder versucht "mehr zu holen", dann weisst du, dass sich das CO₂ konzentriert. Und das ist der Umstand der erzeugt werden soll, um die positiven Effekte auszulösen.
Für den Körper ist das wie ein Training, wie er mit dieser Situation umgehen soll. Es werden periphäre Systeme zur Aufnahme von Sauerstoff angeregt und trainiert. Übe daher in einer ersten Phase sicher täglich.
Die Erklärung zum Bohr-Effekt
Der "Bohr-Effekt" beschreibt eine physiologische Anpassung, die in erster Linie die Sauerstoffbindungskapazität des Hämoglobins in den roten Blutkörperchen beeinflusst. Dies tritt vor allem in Geweben mit einem erhöhten CO₂-Gehalt und einer niedrigeren pH-Wert auf, was die Sauerstoffabgabe erleichtert. Der Effekt wurde nach dem dänischen Physiologen Christian Bohr (dem Vater des bekannten Physikers Niels Bohr) benannt und ist entscheidend für die effiziente Sauerstoffversorgung des Körpers, besonders bei der Energiebereitstellung in aktiven Geweben.
Um den Bohr-Effekt besser zu verstehen, ist es notwendig, zunächst die grundlegenden Prozesse der Sauerstoff- und Kohlendioxidverteilung im Körper zu betrachten.
Grundprinzip O₂ / CO₂
1. Sauerstofftransport:
Sauerstoff (O₂) wird von der Lunge ins Blut aufgenommen.
Im Blut wird O₂ hauptsächlich an Hämoglobin (Hb) gebunden, ein Protein in den roten Blutkörperchen, das vier Sauerstoffmoleküle gleichzeitig transportieren kann.
In sauerstoffreichen Umgebungen, wie den Kapillaren der Lunge, bindet Hämoglobin O₂ effizient für den Transport in das übrige Gewebe.
2. Kohlendioxidtransport:
Kohlendioxid (CO₂), das Endprodukt von O₂ nach dem Zellstoffwechsel, wird von den Zellen ins Blut abgegeben und schließlich in die Lunge transportiert, wo es ausgeatmet wird.
Ein Großteil des CO₂ wird im Blut in Form von Bikarbonat (HCO₃⁻) transportiert, aber auch direkt an Hämoglobin gebunden oder im Blut gelöst und so zur Lunge zum abatmen zurückgeführt.
Der Bohr-Effekt
Der Bohr-Effekt besagt, dass die Bindungskapazität von Hämoglobin für Sauerstoff von zwei Faktoren beeinflusst wird:
1. Kohlendioxidgehalt (CO₂)
2. pH-Wert (Protonen-Konzentration)
Wenn die Konzentration von CO₂ in den Geweben steigt, sinkt der pH-Wert, da CO₂ in wässriger Lösung Kohlensäure (H₂CO₃) bildet, die wiederum zu Wasserstoffionen (H⁺) und Bikarbonat (HCO₃⁻) dissoziiert. Dies führt zu einer Azidose (einer Absenkung des pH-Werts). Hämoglobin reagiert auf diesen geringeren pH-Wert und die erhöhte CO₂-Konzentration, indem es Sauerstoff leichter abgibt.
Mechanismus des Bohr-Effekts
Steigende CO₂-Konzentration und sinkender pH-Wert:
Wenn Muskel- oder andere Gewebe arbeiten, produzieren sie mehr CO₂.
Dieses CO₂ diffundiert ins Blut, wo es Kohlensäure bildet und den pH-Wert senkt.
Der niedrigere pH-Wert und das vermehrte CO₂ bewirken eine Formänderung des Hämoglobins. Diese Veränderung verringert die Affinität von Hämoglobin für O₂, sodass Sauerstoff leichter abgegeben wird.
Sauerstoffabgabe, der für uns entscheidende Punkt:
In Geweben mit hoher CO₂-Produktion, wie z. B. in aktiv arbeitenden Muskeln, wird O₂ vom Hämoglobin schneller abgegeben. Dies verbessert die Sauerstoffversorgung der Zellen, die diesen dringend für die Energieproduktion (durch Zellatmung) benötigen.
Effizienz des Sauerstofftransports:
In der Lunge hingegen, wo der CO₂-Gehalt niedrig und der pH-Wert höher ist, bindet Hämoglobin Sauerstoff leichter. Das bedeutet, dass Hämoglobin in den sauerstoffreichen Bereichen der Lunge effizient Sauerstoff aufnimmt, aber in den sauerstoffarmen Geweben des Körpers leicht wieder abgibt.
Positive Effekte des Bohr-Effekts
Verbesserte Sauerstoffversorgung des Gewebes:
Der Bohr-Effekt stellt sicher, dass Sauerstoff dort abgegeben wird, wo er am meisten benötigt wird – in Geweben, die eine hohe Stoffwechselaktivität aufweisen, wie z. B. Muskeln bei körperlicher Anstrengung oder auch aktive Organe. Diese Gewebe haben einen höheren CO₂-Spiegel und niedrigeren pH-Wert, was zu einer effizienteren Sauerstoffabgabe führt.
Effiziente Energiebereitstellung:
Da der O₂-Verbrauch in aktiven Geweben steigt, erhöht der Bohr-Effekt die Sauerstoffverfügbarkeit genau dort, wo die Zellen mehr ATP (die Hauptenergiequelle der Zellen) produzieren müssen. Ohne diesen Mechanismus würde der Sauerstoff im Blut zu stark gebunden bleiben und nicht effizient an die Gewebe abgegeben werden.
Anpassung an körperliche Aktivität:
Während intensiver körperlicher Betätigung steigt die CO₂-Produktion durch den erhöhten Stoffwechsel in den Muskeln an. Der Bohr-Effekt sorgt dafür, dass unter diesen Bedingungen mehr O₂ aus dem Blut in die Muskeln diffundiert, was die Leistungsfähigkeit verbessert.
Optimierte Sauerstoffaufnahme in der Lunge:
Gleichzeitig ermöglicht der Bohr-Effekt, dass Hämoglobin in der Lunge maximal mit Sauerstoff gesättigt wird, da dort der CO₂-Gehalt niedriger und der pH-Wert höher ist. Dies stellt sicher, dass so viel Sauerstoff wie möglich für den Transport zu den Geweben aufgenommen wird.
Zusammenfassung Bohr-Effekt
Der Bohr-Effekt ist ein essenzieller Mechanismus, der die Sauerstoffbindung und -abgabe des Hämoglobins in Abhängigkeit von der CO₂-Konzentration und dem pH-Wert reguliert. Dies führt zu einer bedarfsgerechten Sauerstoffverteilung im Körper, insbesondere unter Bedingungen, in denen der Sauerstoffbedarf steigt, wie bei körperlicher Aktivität oder Stress. Ohne diesen Effekt wäre der Körper weniger in der Lage, Sauerstoff effizient zu nutzen, und die Energiebereitstellung in den Geweben wäre deutlich eingeschränkt.
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